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Der Brief der Diakonie mit unseren Kommentaren

Wir haben die Aussagen der Diakonie in dem Brief an uns vom 4.11.14 hier kommentiert und uns die Aussagen zu dem von Bezirk und Diakonie geplanten „Internationalen Flüchtlingszentrum“ mit den Mindeststandards des LaGeSo so gut es geht abgeglichen. Sollten Euch Fehler oder weitere Details anhand der Aussagen der Diakonie auffallen, bitten wir Euch uns diese an  grenzenweg(at)gmx.de zu schicken.

Unser erster offener Brief

Unser zweiter offener Brief

Erstes und einziges Antwortschreiben der Diakonie

In kursiv sind linksbündig immer die Absätze der Diakonie, gegenüber dann unsere Kommentare.


Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Studierende der Sozialen Arbeit der Alice-Salomon-Hochschule,

wir antworten Ihnen heute auf Ihren Brief. Allerdings treten wir für gewöhnlich nicht mit anonymen Gruppen in Kontakt. Wir bitten Sie deshalb, uns gegenüber offen in Erscheinung zu treten, sollten Sie einen weiteren Dialog mit dem Diakonischen Werk wünschen.

In unserem 2. Brief sind wir dem Wunsch der Diakonischen Werke nachgekommen und haben uns transparent gezeigt. Allerdings sind wir bereits im ersten Schreiben sehr offen aufgetreten und haben uns als Gruppe von Studierenden an der Alice Salomon Hochschule zu erkennen gegeben. Der Verweis auf unseren Blog, sowie eine kleine Internetrecherche können bereits zahlreiche Informationen zu uns ergeben. Dass wir in der Öffentlichkeit ungerne personifiziert auftreten, hat unteranderem zum Grund, dass wir in der Vergangenheit mehrfach mit Neonazis und anderen nationalistischen und gewaltbereiten Gruppen in Hellersdorf konfrontiert waren und uns somit zwecks unserer individuellen Sicherheit dazu entschlossen haben, personell anonym aufzutreten.

In Ihrem Schreiben finden sich unwahre Behauptungen. Eine mögliche Räumung der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule ist einzig und allein Sache des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Wir sind nicht an einer Räumung beteiligt.

Im Zusammenhang mit dem von den Grünen herausgegebenen FAQ[1] zur GHS erscheint die Behauptung der Diakonie zweifelhaft. Hier heißt es: „Sämtliche Träger, die als zukünftige Betreiber des Internationalen Flüchtlingszentrums in Frage kommen, haben es abgelehnt, bei laufendem Betrieb umzubauen.“ Die Landesvorsitzenden der Grünen in Berlin bekräftigen dies auch noch einmal in einer Erklärung[2] vom 12. November 14 mit folgenden Worten: „Für den Umbau zu einem Flüchtlingszentrum muss das Haus leer sein. Dies wurde von allen potentiellen Bauträgern klar signalisiert.“ Richtig wäre an dieser Stelle, von allen von Diakonie und Bezirk beauftragten Fachleuten zu reden.

Auch wenn nur der Bezirk als eingetragener Eigentümer der Immobilie sein Hausrecht durch eine Räumung durchsetzen kann, so zeigt doch die, zugegebenermaßen nicht zu verifizierende Aussage der Grünen, dass es explizit von der Diakonie, sowie dem paritätischem Wohlfahrtsverband verlangt wird ,die Schule zu räumen, um die gewünschte Kooperation zwischen Bezirk, Diakonie und Paritätischem Verband möglich zu machen. Hierbei scheinen die potentiellen Träger ihre Zusammenarbeit sogar von einer Räumung abhängig zu machen. Aus diesem Grund können wir mit gutem Gewissen den Vorwurf der unwahren Behauptungen zurückweisen und unsere Forderungen aus dem ersten Brief nochmals betonen.

Das Diakonische Werk Berlin-Stadtmitte ist vom Bezirk angefragt worden, die Trägerschaft eines internationalen Flüchtlingszentrums zu übernehmen, das in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule entstehen soll.

Hier stellen sich unterschiedliche Fragen. Wieso gab es zum Einen keine Ausschreibungen? Zum Anderen ist unklar, warum die Diakonie dieses Angebot annimmt, wenn ihnen 1. klar ist, dass sie damit de facto das Übereinkommen zwischen Schule und Bezirk aus dem Juli 2014, nach einem selbstverwalteten Flüchtlingszentrum nicht unterstützen wird und 2. Menschen in die Obdachlosigkeit schickt und nur den Menschen Zugang gewährt, die ihr Verfahren nach dem Verteilungssystem EASY in Berlin haben. Als außerordentlich zynisch erscheint die mögliche Trägerschaft der Diakonie besonders angesichts ihres Engagements für Existenzsicherung und gegen Ausgrenzung. Die Aussage der Diakonie-Sprecherin Lena Högemann, dass ein genauer Zeitpunkt für einen Umbau noch gar nicht festgelegt sei, ändert an einer Mittäterschaft höchstens bedingt etwas. Eine Räumung würde mit großer Wahrscheinlichkeit für viele Bewohnenden eine Obdachlosigkeit zur Folge haben, sowie weitere nicht vorhersehbare Konsequenzen mit sich ziehen. Letztlich ist eine Räumung, auch wenn Bezirk und Polizei das wann und wie bestimmen, durch die Forderung der Diakonie nach einer leeren Gerhart-Hauptmann-Schule auch von den Aussagen der Diakonie abhängig.

Geplant ist, das Erdgeschoss und den Pavillon der Schule für Projekte zu nutzen. In den oberen Etagen sollen kleine Wohneinheiten für Flüchtlingsfamilien, für Männer und auch eine Etage für Frauen gebaut werden. Die Flüchtlingsunterbringung in Berlin erfolgt den Standards des Landesamtes für Gesundheit und Soziales entsprechend.

Die Pläne von Bezirk und Trägern[3] unterscheiden sich besonders im Hinblick auf die Wohnsituation kaum von den, zurecht in der Vergangenheit immer wieder kritisierten Mindeststandards[4] des LaGeSo. Gerade nach Zahlen unterscheiden sich die vorliegenden Pläne kaum von den Mindeststandards und somit auch kaum von vielen Gemeinschafts-und Notunterkünften in Berlin, sowie dem weiteren Bundesgebiet. Über die Zustände in Unterkünften für Geflüchtete in Deutschland ist in den letzten Monaten bereits mehrfach berichtet[5] worden.

Zwar ist die Zahl von 8,5qm pro Person[6] relativ gering, doch ist nicht klar wie hier die Aufteilung für die unterschiedliche Anzahl an Betten pro Raum ist. Dadurch ist der Wert verfälscht, lässt aber rückschließen, dass es kaum einen Unterschied gibt zu den Mindeststandards. Da die Diakonie in ihrem Schreiben vom 4.11 davon spricht, dass die Standards des LaGeSo eingehalten werden, ist auch davon auszugehen, dass ebenso die Vergabe der Betten durch das LaGeSo vorgenommen wird.

Dem Text zufolge wird es auf jeder Etage eine Küche geben, fraglich ist, ob die Familienetage auch private Küchen für jedes Appartement beinhaltet. Beispielsweise gibt es bereits in der Unterkunft in Hellersdorf kleine Küchenzeilen in den Appartements.

Fraglich ist ebenso wie die Sanitärräume aufgeteilt werden. So wie sich das Konzept liest, wird es pro Etage einen Sanitärraum geben, bzw. nach Geschlecht aufgeteilte Sanitärräume.

Die Anzahl der Gemeinschaftsräume ist nicht sehr unterschiedlich zu den Mindeststandards, auch wenn nicht explizit geregelt ist, ab wann es mehr als einen Raum geben muss, gemessen an dem Verhältnis von Wohnfläche zu der Anzahl von Bewohnenden. Die QM Zahl erscheint zwar deutlich höher als dies in den Mindeststandards festgehalten, doch ist auch nicht klar, wie viel Raum dabei bspw. die Zielgruppenräume (Spielzimmer und Frauencafé) sowie die Aula einnehmen, die in ihrer jetzigen Form ca. 200qm einnimmt.

In den Qualitätsstandards für vertragsgebundene Unterbringungen ist ebenso auch ein Spielraum sowie ein Hausaufgabenraum für Kinder und Jugendliche vorgesehen, von letzterem ist im Konzept gar nicht die Rede

Die als eventuell neu erscheinenden Räume und Angebote im EG und Pavillon, gibt es auch in kleinerem Rahmen bspw. auch in der Unterkunft Maxi-Wander-Str. Hellersdorf, wo es einen Seminarraum gibt in dem eine Wohnungsberatung angesiedelt ist. Beratungsangebote sind wiederum auch in den Qualitätsstandards für vertragsgebundene Unterbringungen vorgesehen.

Eine Selbstverwaltung scheint also höchstens im Pavillon und dem EG möglich zu sein. Dabei liest sich dieser FAQ allerdings so, als ob Diakonie und Bezirk auch hier den Zugang steuern. Da der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in Gestalt der Partei Die Grünen wiederholt davon spricht, dass „Flüchtlingen und Unterstützer*innen [..] es während der knapp zwei Jahre dauernden Besetzung nicht gelungen [ist], eine funktionierende Selbstverwaltung aufzubauen. [Und sie] bezweifeln, dass dies zukünftig gelingen wird, auch, weil keine finanzielle Unterstützung in Aussicht ist.“[7], sei hierzu kurz bemerkt, dass die seit Juli nur noch 40 in der Schule verbliebenen Geflüchteten sich seitdem in einem Prozess befinden, der auch jetzt schon als Selbstverwaltung bezeichnet werden kann. Dass der Bezirk hierbei ungerne mit einbezogen werden soll kann letztlich auch auf den enormen Vertrauensverlust durch den Räumungsversuch im Juli zur Bezirks-und Senatspolitik, sowie die massiven Drohungen von Seiten eben dieser auch in der Folge verstanden werden.

Verschiedene Kooperationen und Kontakte sind in den letzten Monaten entstanden. Logischerweise ist dies ein Prozess, welcher nicht schon nach 3 Monaten abgeschlossen sein kann und welcher sich auch nicht durch den enormen Druck der Bezirksregierung beschleunigen lässt. Repressionen und eine Kriminalisierung schwächen diesen Prozess immens und zögern eine selbstinitiierte Umgestaltung unnötig hinaus. Um die Selbstverwaltung zu verdeutlichen hier ein Zitat einer Pressemitteilung der Bewohnenden der Schule:

„Wir, die Bewohner_innen haben Konzepte erarbeitet und mehrfach öffentlich präsentiert. Wir wollen ein selbstorganiesiertes Refugee-Zentrum aufbauen- von Refugees für Refugees- gemeinsam mit dem Bezirk und der Nachbarschaft. In diesem Zentrum soll Raum entstehen für Musik, bildende Kunst, Theater, medizinische und soziale Versorgung, Projekte von und für geflüchtete Frauen und die politische Organisation der Refugee- Bewegung. In Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft und vielen Kultur- und Kunsteinrichtungen der Stadt Berlin ist ein gemeinsames Bündnis entstanden, was in der Lage ist, das Projekt eines selbsverwalteten Refugee Centers auf die Beine zu stellen.“[8]

An dieser Stelle muss auch der kürzlich öffentlich gewordene Skandal um die Trägerschaftvergabe des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin thematisiert werden. Eine Zusammenarbeit mit einer Behörde, die durch Intransparenz und anscheinend durch Korruption zustande gekommene Verträge auf sich aufmerksam macht, kann insbesondere für die beteiligten Geflüchteten aus der Schule keine Basis für eine vertrauensvolle Kooperation sein. Ebenso wäre es mehr als wünschenswert, wenn sich die Diakonischen Werke explizit diesbezüglich äußern würden, eine schnelle Aufklärung fordern und zukünftige Kooperationen und Trägerschaften von massiven qualitativen Veränderungen bei der Unterbringung von Geflüchteten abhängig machen würden.

Jegliche Kooperation mit den Menschen in der Gerhart-Hauptmann-Schule kann nicht auf bevormundenden Entscheidungen von Politiker_innen und Trägern basieren. Die Bewohnenden jetzt mit eigenen, nicht abgesprochenen Plänen zu konfrontieren, jegliches Mitspracherecht zu unterbinden, den Zugang ausschließlich von Diakonie und Behörden zu steuern und den jetzigen Bewohnenden größtenteils überhaupt gar kein Wohnrecht zuzusprechen stellt in unseren Augen überhaupt keinen Unterschied zu „herkömmlichen Unterbringungen“ dar.

Während des Umbaus aus Schulräumen zu Wohneinheiten ist es allen Fachleuten zufolge nicht möglich, dass Menschen in dem Gebäude leben. Das Konzept könnte dann nicht realisiert werden.

Hier hält sich die Diakonie sehr bedeckt um welche Fachleute es sich handelt. Vermutlich ist die Rede von Architekt_innen. Wie und auf welcher Grundlage diese zu dem Schluss gekommen sind, dass ein Umbau nur im leeren Zustand möglich ist, ist allerdings unklar. Da es sich um drei Etagen und zusätzlich den Pavillon handelt, ist davon auszugehen, dass ein Umbau auch während einer Bewohnung möglich ist. Im FAQ der Grünen wird häufig auf die Kostengründe einer weiteren Bewirtschaftung verwiesen, doch würde es die Diakonie ernst mit der Existenzsicherung meinen, dann würden sie auch Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus in der Schule wohnen lassen.

Letztlich sei auch noch auf die im Juli 2014 abgeschlossene Vereinbarung hingewiesen. Wie derzeit auch vor Gericht noch einmal bestätigt wurde, ergibt sich für die Bewohnenden durch die Unterschrift der Bezirksregierung ein Wohnrecht in der Gerhart-Hauptmann-Schule. Der Bruch einer weiteren Vereinbarung führt zu einem endgültigem Vertrauensverlust in politische Organe und, da die Rolle der Diakonie hierbei unklar ist, auch zu einem Vertrauensverlust in die Diakonie, deren Engagement für eine „gerechte Flüchtlingspolitik“ nun mehr als zynisch scheint.

Den Umgang des Berliner Senats mit den Flüchtlingen vom Oranienplatz haben wir mehrfach scharf kritisiert. Das Beratungsteam der Diakonie hat die Flüchtlinge in den Verfahren intensiv beraten und begleitet. Leider mit sehr geringem Erfolg. Dass eben diese Beraterinnen und Berater und das Diakonische Werk Berlin-Stadtmitte jetzt angefeindet werden, ist nicht nachvollziehbar.

In unseren Schreiben haben wir weder die Berater_innen noch den Vorstand der Diakonie direkt angefeindet. Mit unserem Schreiben verfolgen wir den Zweck, die Diakonie an ihre ethische Pflicht zu erinnern, NIEMANDEN , auch nicht aus bürokratischen Gründen zu benachteiligen. Dazu legitimiert auch keine vorherige, nicht erfolgreiche Beratung. Stattdessen führt die geplante Trägerschaft, wie bereits erwähnt, eher hin zu einem Vertrauensverlust. Die Forderungen der Bewohnenden werden dabei ignoriert anstatt dass ihre Ideen lösungsorientiert aufgegriffen werden und gemeinsam fortgeführt werden. Genau aus diesen Gründen üben wir in unseren Augen berechtigte Kritik an der Einmischung der Diakonie in die Diskussion um die GHS, in der die Diakonie ebenso uninteressiert an einer Lösung auftritt wie die Bezirksregierung.

Nicht nachvollziehbar ist vielmehr, dass im Schreiben der Diakonie nicht einmal auf die durch eine Räumung drohende Obdachlosigkeit eingegangen wurde. Wie bereits in unserem ersten Brief benannt, würde eine Räumung höchstwahrscheinlich für viele Geflüchtete eine Obdachlosigkeit im Winter bedeuten. Da dies auch nicht mit den Grundsätzen der Diakonischen Werke vereinbar ist, wundern wir uns umso mehr, dass diese sich trotzdem so kritiklos für eine Räumung vereinbaren lässt und ebenso letztlich den Wünschen von Grünen, CDU, AFD usw. nachkommt. Wenn es die Diakonie mit ihrer Kritik ernst meint, dann kann es keine Räumung der Schule geben- dagegen muss es ein klares Zeichen geben. Uns allen ist das brutale Vorgehen der Berliner Polizist_innen gegen Geflüchtete in der Vergangenheit in Erinnerung geblieben. Wir halten die Drohung mit einem Amtshilfeersuchen für einen Weg, der jegliche Grundlage für konstruktive Diskussion entzieht. Gerade die Diakonie sollte im Bilde sein, welche Mittel und welche Gewalt die Polizei gegenüber Geflüchteten anwendet, hatte doch erst die Nachforschung einer Diakoniemitarbeiterin dazu geführt, dass der Geflüchtete Heri nach mehreren Misshandlungen aus Justizvollzugsanstalt Plötzensee entlassen wurde.[9]

Die Diakonie und die evangelische Kirche setzen sich für eine menschenwürdige und gerechte Flüchtlingspolitik ein – in Berlin, Deutschland und Europa. Das geplante Flüchtlingszentrum soll genau dazu einen Beitrag leisten.

Auch wenn es sich hierbei um eine Wiederholung handelt- eben die geplante Übernahme der Trägerschaft für die GHS und die daraus resultierenden Folgen für viele Geflüchtete macht die Aussage der Diakonie, sich für eine menschenwürdige und gerechte Flüchtlingspolitik in Berlin, Deutschland und Europa einzusetzen, mehr als unglaubwürdig. Das von Bezirk, Diakonie und Paritätischem geplante Flüchtlingszentrum würde eine Marginalisierung und Blockierung der Refugeebewegung bedeuten, entstandene Strukturen auflösen und weitere Refugeeproteste in Berlin unter die Aufsicht von LaGeSo, Diakonie, Paritätischem und Bezirk stellen. Der Unterschied zu den von den Grünen als „herkömmliche Unterbringungen“ bezeichneten Notunterkünften ist, wenn überhaupt, kaum zu erkennen.

Wenn es der Diakonie wirklich ernst damit ist, eine menschenwürdige und gerechte Flüchtlingspolitik zu fordern, dann darf kein Unterschied gemacht werden bei den unterschiedlichen (Nicht-)Aufenthaltsstatusen und ein Engagement welches Obdachlosigkeit für Menschen zur Folge hat, ist zwingend zu unterlassen.


Fußnoten:

[1] http://www.gruene-xhain.de/de/themen/faqs-zum-internationalen-fluchtlingszentrum/ (7.11.14)

[2] http://gruene-berlin.de/IFZ (14.11.14)

[3] Vergleich hierzu auch wieder das FAQ der Grünen, hier werden die Pläne zum IFZ etwas detaillierter dargestellt, insgesamt sind die Informationen trotzdem noch relativ dürftig. http://www.gruene-xhain.de/de/themen/faqs-zum-internationalen-fluchtlingszentrum/ (7.11.14)

[4] Es wurde sich an den Mindeststandards der LaGeSo für vertragsfreie und vertragsgebundene Unterbringungen orientiert: http://www.berlin.de/lageso/soziales/unterbringungsleitstelle/vertragsfrei.html

http://www.berlin.de/imperia/md/content/lageso/soziales/bul/qualitaetsanforderungen.pdf?download.html

(7.11.14)

[5] Gewalttätige und rassistische Sicherheitsdienste in Burbach, Äußerst menschenverachtende Zustände in Wassmannsdorf, sowie Verletzungen der Mindeststandards durch den Träger PeWoBe in Berlin um nur einige zu nennen.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/misshandlungen-in-asylheimen-in-nrw-mutmassliche-taeter-sagen-aus-a-994382.html (14.11.14)

https://www.youtube.com/watch?v=WkN1qdZhAAk (14.11.14)

http://www.neues-deutschland.de/artikel/952257.czaja-muss-bei-details-zu-heimvertraegen-passen.html (14.11.14)

[6] Es werden 1260qm auf drei Etagen Wohnfläche veranschlagt, gleichzeitig sollen 150 Personen untergebracht werden. Daraus ergibt sich dieser Mittelwert.

[7] http://gruene-xhain.de/de/themen/statement-zur-situation-der-ghs/

[8] http://ohlauerinfopoint.wordpress.com/2014/11/11/wortbruch-von-bezirk-und-senat-ist-illegal/ (20.11.14)

[9] http://taz.de/Oranienplatz-Fluechtling-klagt-an/!149469/ (15.11.14)

Das erste und einzige Antwortschreiben der Diakonie auf unseren ersten offenen Brief

Hiermit veröffentlichen wir das Antwortschreiben der Diakone auf unseren ersten offenen Brief, danach haben wir keine weiteren Antworten mehr erhalten.

Eine kommentierte Version unsererseits wird zeitnah veröffentlicht.

Das Schreiben der Diakone:

„Berlin, 04.11.2014

Ihr Schreiben an das Diakonische Werk zur Gerhart-Hauptmann-Schule

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Studierende der Sozialen Arbeit der Alice-Salomon-Hochschule,

wir antworten Ihnen heute auf Ihren Brief. Allerdings treten wir für gewöhnlich nicht

mit anonymen Gruppen in Kontakt. Wir bitten Sie deshalb, uns gegenüber offen in

Erscheinung zu treten, sollten Sie einen weiteren Dialog mit dem Diakonischen

Werk wünschen.

In Ihrem Schreiben finden sich unwahre Behauptungen. Eine mögliche Räumung

der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule ist einzig und allein Sache des Bezirks

Friedrichshain-Kreuzberg. Wir sind nicht an einer Räumung beteiligt.

Das Diakonische Werk Berlin-Stadtmitte ist vom Bezirk angefragt worden, die

Trägerschaft eines internationalen Flüchtlingszentrums zu übernehmen, das in der

ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule entstehen soll. Geplant ist, das

Erdgeschoss und den Pavillon der Schule für Projekte zu nutzen. In den oberen

Etagen sollen kleine Wohneinheiten für Flüchtlingsfamilien, für Männer und auch

eine Etage für Frauen gebaut werden. Die Flüchtlingsunterbringung in Berlin erfolgt

den Standards des Landesamtes für Gesundheit und Soziales entsprechend.

Während des Umbaus aus Schulräumen zu Wohneinheiten ist es allen Fachleuten

zufolge nicht möglich, dass Menschen in dem Gebäude leben. Das Konzept

könnte dann nicht realisiert werden.

Den Umgang des Berliner Senats mit den Flüchtlingen vom Oranienplatz haben

wir mehrfach scharf kritisiert. Das Beratungsteam der Diakonie hat die Flüchtlinge

in den Verfahren intensiv beraten und begleitet. Leider mit sehr geringem Erfolg.

Dass eben diese Beraterinnen und Berater und das Diakonische Werk Berlin-

Stadtmitte jetzt angefeindet werden, ist nicht nachvollziehbar.

Die Diakonie und die evangelische Kirche setzen sich für eine menschenwürdige

und gerechte Flüchtlingspolitik ein – in Berlin, Deutschland und Europa. Das

geplante Flüchtlingszentrum soll genau dazu einen Beitrag leisten.

Mit freundlichen Grüßen,

…“

Einen Taz-Artikel bezüglich der Diakonie findet ihr hier:  http://www.taz.de/Zukunft-der-Fluechtlingsschule/!149467/

2. Brief an die Diakonie bezüglich der Gerhart-Hauptmann-Schule

English below 

Nachdem wir gestern Abend eine Antwort der Diakonie bekommen haben, welche mit ähnlichem Inhalt vermutlich auch an alle ging, die der Diakonie auch geschrieben haben, haben wir einen weiteren Brief, gemeinsam mit Geflüchteten aus der Schule verfasst und an die Diakonie gesendet. Bis heute 20:00 gab es noch keine Antwort darauf. Den Brief der Diakonie werden wir aus rechtlichen Gründen in Kürze hier zusammengefasst veröffentlichen und demnächst auch in einer kommentierten Version.

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach unserem ersten Briefkontakt sind wir in Kontakt mit einigen Bewohnenden getreten und haben Sie über den Inhalt unseres Briefverkehrs informiert. Im Folgenden werden wir also insbesondere die Forderungen der Geflüchteten wiedergeben.

Zwecks Ihres Wunsches für persönliche Kommunikation zuerst einmal einige Fakten zu unserer Gruppe. Wir sind eine studentische Initiative an der Alice Salomon Hochschule und haben seit den rassistischen Ausschreitungen im Sommer 2013 unseren Fokus auf die Unterkunft für Geflüchtete in Hellersdorf gerichtet. Hierbei genießen wir den breiten Zuspruch der Hochschulleitung, sowie der Studierenden. Jedoch gilt unsere Solidarität nicht nur den Geflüchteten in Hellersdorf sondern Geflüchteten-Protesten berlin- und bundesweit. Daher richtet sich unsere Aufmerksamkeit derzeit insbesondere auf die zugespitzte Situation um die besetzte Gerhard-Hauptmann-Schule.

In Anbetracht Ihrer humanitären Leitlinien, der Tatsache, dass Sie sich in der Vergangenheit bereits für Geflüchtete eingesetzt haben und den Willen haben sich für die Rechte von Geflüchteten einzusetzen, möchten wir erneut auf den Umstand hinweisen, dass eine Räumung auch die Obdachlosigkeit von 50 Geflüchteten bedeutet; der Winter steht bevor, durch die Ausgabe von Gutscheinen für Hostels wird die Obdachlosigkeit nur hinausgezögert .

Eine Renovierung im Winter halten wir für sehr unwahrscheinlich, selbst ein Leerstehendesgebäude verursacht Kosten.

Daher stimmen wir mit der Ansicht der Gelflüchteten überein, dass es unverantwortlich ist die Menschen jetzt auf die Straße zu setzen und dass es Ihre menschliche Pflicht ist, Schutz zu gewähren und etwaige Renovierungsarbeiten bis zum Frühjahr auszusetzen.

Während der Winterzeit besteht der Wunsch, dass Sie sich als Institution vorstellen und Vertrauen aufbauen. Des Weiteren wird ein Dialog gewünscht, in dem die Möglichkeit geboten wird für Bewohnende Ihnen ihre Konzepte vorzustellen und dies soll Grundlage für alle weiteren Verhandlungen sein.

Um dem in den Medien suggerierten kriminalisierten Bild entgegen zu wirken ist ein Besuch von Ihnen in der Schule unverzichtbar. In den letzten zwei Jahren hat sich das Leben in der Schule hin zu einem autonomen Leben entwickelt, es wurden Strukturen geschaffen, die ein friedliches und selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

Die gemeinsame Renovierung wurde vom Bezirk zunächst angeboten dann wiederrum abgelehnt, dennoch besteht die Bereitschaft der Bewohnenden weiterhin. Auch laufen derzeit Gespräche mit weiteren Unternehmen und Architekt_innen die bereit wären die Renovierungsarbeiten mit den Bewohnenden vorzunehmen, während die Schule weiter bewohnt wird.

Die Bewohnenden der Schule und wir als Grenzen_weg und Studierende der Alice Salomon Hochschule fordern Sie ausdrücklich zum direkten und sofortigen Gespräch mit den Bewohnenden auf.

Mit verbindlichen Grüßen,

Grenzen_weg Berlin

PS: Wir weisen Sie daraufhin, dass wir uns vorbehalten den Briefverkehr öffentlich zu machen.


English:

Since we got an answer of the Diakonie yesterday afternoon, we wrote another letter to the Diakonie together with some of the Refugees of the school. The answer we got is similar to the answers all of you got who wrote by them self to the Diakonie to complain about their role in the eviction. Until now, 8 pm we got no answer to the following letter.

The letter of the Diakonie of yesterday will be published summarized within the next hours. Summarized because of legal issues. But during the next days we will publish a commented version of the letter.

Dear Ladies and Gentleman,

After our first correspondence we got into contact with some residents of the school and informed them about the content of our correspondence. In below we will particularly point out the demands of the refugees.

For the purpose of your wish of personal communication some facts about our group.

We are a student initiative at the Alice-Salomon University. Since the racist riots in Summer 2013 we focused on the accommodation for refugees in Hellersdorf. Thereby we enjoy the encouragement of the administration of the university as well as of the students. Our solidarity does not only count with refugees in Hellersdorf but also with Refugeeprotests in Berlin and throughout Germany. Therefore our attention focuses at present especially on the tensed situation around the Gerhard-Hauptmann-Schule.

In consideration of your humanitarian guidelines, the fact, that you stood up for refugees already in your past and that you are willing to advocate for the rights of refugees, we want to advise you again, that the circumstance of evicting the school means 50 homeless refugees. The winter is approaching and the release of coupons for hostels will only postpone the homelessness.

We consider that the renovation in winter is implausibly, even a empty building causes expenses.

Hence we agree with the opinion of the refugees, that it is irresponsible to leave the people in homelessness, especially now. It is your  human duty to provide cover and that leads to a suspension of renovation until spring-time. During winter time there is the wish, that you introduce yourself as the institution and build trust with the refugees. Furthermore there is the wish of a dialogue, in which the opportunity is offered to inhabitants to present their concepts and this should be the basis for all further negotiations. To counter the criminalised picture, suggested by the media, your visit in the school is essential.

In the last two years the life in the school developed to an autonomic life, new structures were build, which allowed a peaceful and self-organized life.

First the district offered a common renovation and and then declined it. However the willingness of the inhabitants still exists. Meanwhile there are conversations with other establishments and architects, who agreed to renovate the school with the inhabitants together, while the school stays inhabited.

The inhabitants of the school and we, as grenzen_weg, students of the Alice Salomon University demand you explicitly to start a direct and immediate dialogue with the inhabitants.

Sincerely,

Grenzen_weg Berlin

Student Initative of Alice Salomon University Berlin

P.S.: We inform you that we reserve to publish our correspondence.

Offener Brief an die Diakonie bezüglich der Gerhart-Hauptmann-Schule Kreuzberg

English below

Der folgende Text ging an zahlreiche Emailadressen des Landes-und Bundesverbandes der Diakonie. Eine erste Antwort dem Narmi-Wilke-Stift, einer der Diakonie untergeordneten Stiftung möchten wir nicht vorenthalten.Siehe unten. Weiteres folgt.

Gestern (4.11.14) hat eine Vollversammlung der Studierenden der evangelischen Hochschule Berlin nach einer Abstimmung sich dazu entschieden den Brief mitzuunterzeichnen. „Ja, die Studierendenschaft der Ev. Hochschule Berlin unterstützt das Anliegen und würde den offenen Brief unterzeichnen!“

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir, Studierende der Sozialen Arbeit, Erziehung und Bildung im Kindesalter, Gesundheits-und Pflegemanagement und Physio-und Ergotherapie an der Alice Salomon Hochschule Berlin sind entsetzt über Ihr Vorhaben, gemeinsam mit der Bezirksregierung Kreuzberg-Friedrichshain die von Geflüchteten besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule Kreuzberg räumen zu lassen, um Ihren Plan von einem „Internationalen Flüchtlingszentrum“ umsetzen zu können.

Mit diesem Vorhaben beteiligen Sie sich nicht nur beim Wortbruch der Bezirksregierung, die Schule weiterhin bewohnen zu lassen und einen selbstverwalteten Raum für Geflüchtete aufzubauen, sondern nehmen sich auch aktiv daran teil, Menschen in die Obdachlosigkeit zu schicken.

Gerade dass Sie als einer der größten Arbeitgeber für Soziale Arbeit mit 450.000 Beschäftigten in Deutschland sich in so eine Mittäterschaft begeben, macht uns fassungslos. Ihr Engagement für Menschenrechte, Existenzsicherung und zur Bekämpfung von Ausgrenzung und Armut erscheint in diesem Licht zynisch und wenig glaubhaft.

In unserer Auffassung von Sozialer Arbeit gibt es kein entweder oder. Der Einsatz für eine Gruppe darf nicht auf Kosten von Anderen geschehen. Die Würde der Menschen muss auch unabhängig vom Aufenthaltsstatus geachtet werden. Und Ihr Engagement sollte nicht bei der Trägerschaft eines „Internationalen Flüchtlingszentrums“ anfangen, sondern sollte sich auf die strukturelle Gleichstellung von Geflüchteten konzentrieren.

Wir fordern Sie hiermit auf, sich nicht am rassistischen und menschenverachtenden Umgang des Senates mit Geflüchteten zu beteiligen. Beginnen Sie endlich Gespräche mit den Menschen in der Schule, lassen Sie die Menschen selbst aktiv die Schule gestalten und üben Sie Druck auf Bezirk und Senat aus, um ihnen sichere Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnisse zu verschaffen und um ein menschenwürdiges und gleichberechtigtes Leben für alle Menschen zu ermöglichen.

Mit verbindlichen Grüßen,

Grenzen_weg Berlin

PDF: offener Brief an die Diakonie

Zusätzlich unterstützen wir auch weiterhin den offenen Brief der Gruppe Zwangsräumungverhindern und freuen uns über jede Unterschrift: http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de/2014/10/29/geplante-raeumung-der-gerhart-hauptmann-schule-in-kreuzberg-wir-stellen-uns-quer/

Antworten:
4. Nov. 14, 8:03: Es gibt genug andere „Baustellen“ im Land!


The english version is only simply translated and still needs a review, we apologize for that.

The following text was send to several emailadresses of the regional and federal offices of the Diakonie. There is a very short first answer of a foundation which is closed to the Diakonie at the bottom. More is following.

Yesterday (11/4/14) a plenary session of the students of the evangelic University Berlin agreed to out letter to the Diakonie and decided to sign it too. „Yes, the students of the evangelic University Berlin support the reason of the letter and will sign the open letter too!“

Dear Ladies and Gentleman,

we, students of Social Work, Education in Childhood, Health- and Caremanagement and Physio- and Occupationaltherapy at the Alice-Salomon University of Applied Sciences Berlin are shocked and upset about your intention to evict the occupied Gerhart-Hauptmann-School in Kreuzberg in order to implement your plan of an „International Refugee Center“, in cooperation with the district of Friedrichshain-Kreuzberg.

With this aim you’re not only taking part in breaking the promise of the district government of letting the refugees live in the school and build a self governed and self organized space for refugees, but also are you sendig these people into homelessness.

Especially the fact that you, as one of the biggest employers for Social Work with 450.000 employees in Germany, are part of this, is shocks us and leaves us speechless. Your engagement for human rights, securing peoples‘ livelihood and your fight against exclusion and poverty in this case seem cynical and not credible.

In our concept of Social Work there is no either-or. The support of a group can not be at the expense of others. The dignity of humans has to be upheld, irrespective of their residence permit status (Aufenthaltsstatus). Your commitment should not start with the responsibility for an „International Refugee Centre“, rather it should focus on the structural implementation of equal rights for refugees.

Herewith we call on you not to take part in the racist and inhuman manner the Berlin Senat treats refugees. Start talking with the people of the school, let the people themselves create the school actively. Exert pressure on the district and the senate in order to provide safe legal status and the right to work to refugees, enabling a decent and equal life to all humans.

Sincerely yours.

Grenzen_weg Berlin

P.S.: Attached you find this letter as a pdf-document, also will it be published on our blog.

PDF: 1. Letter to the Diakonie

Answers we got:
4. Nov. 14, 8:03: There are enough „construction sights“ in Germany!

We also support the open letter of the group Zwangsräumungverhindern“ and would be happy if you sign it too

http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de/2014/10/29/geplante-raeumung-der-gerhart-hauptmann-schule-in-kreuzberg-wir-stellen-uns-quer/